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Praxistipp: Wale
beobachten & fotografieren |
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Teil II: Suchen
und rücksichtsvoll annähern |
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Eine typische Situation: Atlantische Fleckendelfine
reisen per Anhalter in der Bugwelle mit. |
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Von ca. 800.000 Gästen
werden die ortstreuen Populationen vor Teneriffa jährlich besucht. Um allzu
starken Stress von den Tieren zu nehmen, schreibt der Gesetzgeber inzwischen
strenge Regeln für Walbeobachter vor. Doch auch aus anderen Gründen lohnt
sich eine rücksichtsvolle Annäherung: Wale und Delfine sind soziale Tiere,
die in uns einen möglichen Kontaktpartner sehen. Oft genug wird ein
respektvoller Umgang mit einer hautnahen Begegnung belohnt!
Andererseits
akzeptieren Sie bitte die Entscheidung Ihres Bootsführers, wenn er in
ungünstigen Situationen eine Sichtung abbrechen, oder eine Fährte nicht
weiter verfolgen sollte - er tut dies mit Sicherheit zum Schutz der Tiere! |
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Vorbereitung: |
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Beste Zeit:
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Ab Januar ist mit großen Schulen
gemeiner Delfine und atlantischer Fleckendelfine zu rechnen. Etwa von
Ende Februar an bis Mitte Mai ziehen große Bartenwale auf ihrer Reise in
die polaren Sommerquartiere an den kanarischen Küsten vorbei; häufig werden
in diesem Zeitraum auch Pottwale beobachtet.
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Über Frühling, Sommer und Herbst halten
sich Bryde-Wale und unechte Karettschildkröten gerne in kanarischen
Gewässern auf.
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Ab Herbst ziehen abermals Großwale auf
ihrer Reise in die tropischen Winterquartiere vorbei und es treffen sich
riesige Schulen indischer Grindwale (Pilotwale) und großer Tümmler, um sich zu paaren.
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Über
den Winter werden indische Grindwale besonders häufig vor La Gomera
gesehen.
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Wahrscheinlichkeit für
mindestens eine Wal-sichtung während 4-stündiger Whale watching-Ausfahrten des Club
de Mar im Jahre 2005 (La Gomera).
(Der
zugrundeliegende Datensatz ist Teil einer Langzeitstudie des Vereins
Meer e. V.) |
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Das ganze Jahr über haben Sie vor La Gomera gute Chancen,
auf Wal- und Delfinsichtungen, denn für die vielen residenten Populationen spielt der
jahreszeitliche Wechsel keine allzu große Rolle.
Optimale Fotoaufnahmebedingungen finden Sie etwa zur Mittagszeit bei
strahlend blauem Himmel und spiegelglatter See. Je mehr der Himmel bedeckt
ist (z. B. bei Kalima) und je tiefer die Sonne steht, desto mehr
verschwinden die natürlichen Farben und selbstverständlich wird auch das Auffinden
der Tiere schwieriger.
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Ausschau halten:
Dazu brauchen
Sie nichts weiter als Ihre Augen! Ein Fernglas kann lediglich
hilfreich sein, wenn Sie die Tiere von weitem schon gesehen haben, oder um ein
Verdachtsmoment zu bestätigen. Achten Sie auf:
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weiße
Schaumkappen, die immer wieder an gleicher Stelle auftauchen
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einen
splash, den ein springender Delfin verursacht
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aufgeregt
umherschwirrende Gelbschnabel-Sturmtaucher
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aus dem
Wasser springende Thunfische
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starke
Lichtreflexionen an immer der gleichen Stelle, verursacht durch die
glänzenden Rücken einer ruhenden Schule indischer Grindwale
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den Blas
eines Großwals, der als Nebelwolke bei Windstille für Sekunden sichtbar
bleibt
Was sie bitte
nicht als vermeintliche Walsichtung melden: Irgendetwas am Horizont ruhendes
(vermutlich ein Fischerboot) und weitere Dinge, die sich nicht bewegen (z.
B. ruhende Vögel) oder überhaupt nicht der dunklen Farbe eines Delfin- bzw.
Walrückens entsprechen.
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Wo diese Vögel kreisen, jagen oft
Delfine |
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Der Splash eines springenden
großen Tümmlers |
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Schwarze Rücken ruhender indischer
Grindwale (Pilotwale) |
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Der Blas eines Bryde-Wals
(Balaenoptera edeni / brydei) |
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Bei
Großwalen können Sie anhand der Form der Blaswolke bereits
Seemeilen entfernt die Art bestimmen oder eingrenzen. |
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Blauwal |
Brydewal |
Nordkaper |
Pottwal |
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Anzahl protokollierter Sichtungen im Jahr 2005
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Atlant.
Fleckendelfin |
Stenella frontalis |
214 |
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Indischer
Grindwal |
Globicephala
macrorhynchus |
138 |
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Brydewal |
Balaenoptera edeni |
133 |
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Großer
Tümmler |
Tursiops
truncatus |
107 |
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Rauzahn-Delfin |
Steno bredensis |
59 |
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Gemeiner
Delfin |
Delphinus
delphis |
20 |
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Streifendelfin |
Stenella coeruleoalba |
15 |
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Blainville-Schnabelwal |
Mesoplodon
densirostris |
10 |
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Cuvier-Schnabelwal |
Ziphius cavirostris |
8 |
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Pottwal |
Physeter
macrocephalus |
4 |
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Seiwal |
Balaenoptera borealis |
3 |
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Blauwal |
Balaenoptera
musculus |
1 |
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Nördlicher Entenwal |
Hyperdon ampullatus |
1 |
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nicht
genau bestimmt |
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14 |
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Gesamt |
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727 |
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Vor den kanarischen Inseln können
Sie bis zu 28 verschiedene Wal- und Delfinarten beobachten. Die Tabelle und
das Diagramm zeigen, was im Jahre 2005 vor La Gomera gesehen wurde. Dem liegen die
Beobachtungsdaten von 505 meist vierstündigen Walbeobachtungs-Ausfahrten des Club de Mar zugrunde. Der mittlere Erfolg lag also bei 1,4 Sichtungen pro Ausfahrt.
(Der
zugrundeliegende Datensatz ist Teil einer Langzeitstudie des Vereins Meer e.
V.)
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Rücksichtsvolle Annäherung:
(Whale watching-Regulationen) |
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Beachten
Sie bitte, dass dem Skipper Vorschriften obliegen, wie, aus welchem
Winkel, mit welcher Geschwindigkeit, wie nahe und ob überhaupt er sich
an eine Schule annähern darf.
Vorschriftsmäßig erfolgt die Annäherung etwa im
Winkel von 30° zur Zugrichtung der Tiere, wobei die Geschwindigkeit des
langsamsten Tieres bzw. 4 Knoten nicht überschritten werden sollen. Sind
die Tiere intensiv mit der Jagd beschäftigt, ist eine Annäherung nicht
erlaubt - Sie bekämen ohnehin kaum ein Tiere zu Gesicht. Ebenso dürfen
Ruhephasen nicht gestört werden und auch bei Anzeichen von Stress ist
die Sichtung sofort abzubrechen.
Bei Arten,
die nicht zur Familie der Delfine gehören (Schnabelwale, Pottwale und
Bartenwale) ist ein Minimalabstand von 60 Metern vorgeschrieben. Kommen
die Wale von sich aus näher ans Boot, gehört die Maschine in den
Leerlauf geschaltet.
Insgesamt ist die
erlaubte Sichtungsdauer auf 30 Minuten beschränkt. 300 Meter im Umkreis
der Tiere dürfen sich nie mehr als zwei Walbeobachtungsboote gleichzeitig aufhalten.
Baden und tauchen mit Walen und Delfinen (sog. Delfinschwimmen)
ist strikt verboten. |
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Der Bootsführer soll bei
der Annäherung grundsätzlich einen Winkel von etwa 30°
zur Zugrichtung der Tiere
einhalten. Gleiches gilt für das Entfernen. |
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Bei Verstoß gegen die geltenden Regulationen droht
dem Veranstalter ein Bußgeld von bis zu 20.000 Euro! |
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Verletzte Rückenflosse
eines indische Grindwals (Pilotwal).
Zusammenstoß mit
einer Schiffsschraube? |
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Eine stark abgemagerter
Großtümmler-Mutter |
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Ein
ungebremster Ansturm von Walbeobachtungsbooten kann dazu führen dass:
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den
Tieren die erforderlichen Ruhephasen fehlen und ihre akustische
Kommunikation gestört wird
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der
Nahrungserwerb in einem ohnehin überfischten Gebiet beeinträchtigt
wird
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Mütter
nicht die erforderlich Zeit zum Stillen ihrer Kälber aufbringen
und
mögliche Folgen, verstärkt durch weitere negative Umwelteinflüsse
des Menschen:
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Tiere
werden anfällig, erkranken und magern ab; die Säuglingssterberate
nimmt zu
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Ganze
Schulen werden aus ihrem Vorzugsgebiet vertrieben
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Zum Glück für die Wale ist La Gomera
bisher von dem großen Touristenansturm verschont geblieben. Der maximale
Anteil der Besucher, die in Vergangenheit an Whale watching-Touren teilnahmen, belief sich
auf etwa 10.000 Gäste pro Jahr - eine für die Tiere durchaus verträgliche
Summe: Selten wurde dieselbe Schule innerhalb von einem Tag mehr als einmal
besucht. Seitdem der Club de Mar seine Arbeit mit vier Booten im Jahre 2007
eingestellt hat, ist es noch bedeutend ruhiger geworden.
Von den derzeitigen Whale watching-Aktivitäten La
Gomera´s geht mit Sicherheit keine ernstzunehmende Beeinträchtigung für die
Walbestände aus. Dennoch sollten Sie bedenken, dass es sich bei den Tieren,
die wir hier antreffen, zu einem nicht unerheblichen Anteil um dieselben
handelt, die vor Teneriffa von bis zu 70 Booten pro Tag heimgesucht werden. |
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Als engagierter
Tierfotograf bietet Ihnen eine vorsichtige Annäherungsphase
willkommene Gelegenheit, sich auf die Sichtungs-Situation einzustellen. |
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lesen Sie
weiter in Teil III ... |
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www.ocean-la-gomera.com- Meeresbiologische Exkursionen in Valle Gran Rey, La Gomera (Kanarische Inseln)
Sanfte Walbeobachtung (soft Whalewatching) - Felswatt-Exkursion - Schnorcheln - Unterwasserfotografie
Sichtungsdaten und Verhalten der Cetaceae (Wale & Delfine), Monitoring (marine Wirbellose, Fische), Foto-Dokumentation