Seebrennnessel (Halocordyle disticha)

Die Seebrennnessel (Halocordyle disticha)

 

Sekundärkonsument

 

Anders als an Land sind im Meer sehr viele Tiere festgewachsen (sessil) und haben ein pflanzenähnliches Aussehen. Ihre Nahrung ist in Form kleiner Planktonorganismen frei im Wasser verfügbar, sodass sie nur mit Tentakeln danach greifen brauchen (z. B. Nesseltiere, Borstenwürmer) oder sich durch Filtration ernähren.

 

Andererseits finden sich unter den mobilen Filtrationsfressern die größten Tiere auf unserem Planeten: Bartenwale, wie der Blauwal (Balaenoptera musculus) konsumieren in Polarmeeren bis zu vier Tonnen Krill pro Tag!

 

 

Ökologische Funktion

 

1)  Festsitzende Filtrierer sind wesentlicher Bestandteil einer Benthosgemeinschaft. Sie bieten Besiedlungsfläche und Versteckmöglichkeiten für unzählige weitere Arten und somit den Grundstock komplexer Lebensgemeinschaften.

 

2)  Für größere Räuber sind Organismen, die sich von kleinen Planktern ernähren "Nahrungsveredler" - sie selbst hätten beim Fang dieser Winzlinge eine negative Energiebilanz.

 

 

unbest. Bartenwal vor La Gomera

Die günstigen Nahrungsbedingungen in den Polarmeeren erlauben es Bartenwalen, sich durch Filtration von Großplankton zu ernähren.

3)  Die riesigen Bartenwale bilden ein wichtiges Nahrungsangebot für die Tiefsee. Dort haben sich alleine 30 verschiedene Arten von Würmern auf die Zersetzung der Kadaver spezialisiert. Kadaver von kleineren Tieren sind normalerweise nämlich schon zersetzt oder gefressen, bevor sie den Grund in mehreren Tausend Metern Tiefe erreichen.

 

Sargasso-Anemone (Anemonia melanaster)

Goldschwamm (Verongia aerophoba)

Steckmuschel (Pinna rudis)

Federstern (Antedon bifida)

Priesterfisch (Atherina prebyter)

Typische Planktonfresser (Planktivore):

oben: Sargasso-Anemone (Anemonia melanaster); Goldschwamm (Verongia aerophoba); Steckmuschel (Pinna rudis);

unten: Federstern (Antedon bifida); Priesterfische (Atherina prebyter)

 

 

 

Formen und Arten

Sessile Wirbellose:  Die einfachsten davon sind Schwämme, die völlig unbeweglich auf ihrem Untergrund sitzen. Sie filtrieren durch ihren porösen Körper, der im Inneren von einem labyrinthartigen System durchzogen ist. Muscheln oder Seescheiden sind wesentlich komplexer aufgebaut und haben differenzierte Organe (z. B. der Kiemendarm zur Filtration). Nesseltiere (Seeanemonen, Korallen) fangen mithilfe von Tentakeln, die mit speziellen Nesselkapseln bewehrt sind. Seepocken nutzen ihre umgestalteten Füße als Fächer, ähnlich auch die festsitzenden Borstenwürmer mit ihrer Tentakelkrone.

Fische und Bartenwale:  Der Kiefer ist häufig zu einer Art Reusenapparat umgebaut. Bei den Bartenwalen sind dies bis zu 700 lammellenartige Hornplatten (Barten), die zusammen eine dichte Fasermatte bilden. Wale haben verschiedene Techniken der Filtration: Schöpffiltern (Glattwale), Schluckfiltern (Furchenwale) und Grundsedimentfiltern (Grauwal).

 

Andere:  Der Sekundärkonsum beschränkt sich selbstverständlich nicht nur auf planktivore Arten. Viele mobile Kleintierfresser sind allerdings kaum zu klassifizieren, da ihr Speiseplan zu vielfältig ist. Typische Vertreter sind beispielsweise Grundeln, Brassen, Meeräschen, sowie zahlreiche Krebse.

 

 

 

 

Grundel (Mauligobius maderensis)

Auch die Grundel (Mauligobius maderensis) ist ein Sekundärkonsument.

Mögliche Störungen

Degradation der Küsten:  Unter der Zerstörung natürlicher Habitate durch Küstenbebauung haben insbesondere Benthosgemeinschaften zu leiden. Durch den Neubau von Hafenmolen können sich Strömungsverhältnisse ändern, sodass der planktonreiche Zustrom ausbleibt.

Schadstoffe:  Unter den Nahrungsfiltrieren ist  v. a. das Gewebe von Muscheln stark durch Schwermetalle belastet. Toxine, die bei Algenblüten entstehen, werden ebenfalls angereichert und können beim Menschen nach Konsum zu gefährlichen Vergiftungen führen.   --> Übersichtsartikel  Eutrophierung

Weißzonen, Blanquizales:  Nach Zerstörung der Algenflora durch massenhaft auftretende Diademseeigel bilden sessile Filtrierer, vor allem Schwämme, eine Sekundärfauna. Mit der Ausscheidung natürlicher Antibiotika unterdrücken sie jeglichen neuen Algenbewuchs. Das Ökosystem ist in diesem Falle irreparabel geschädigt ("umgekippt").    --> Übersichtsartikel  Diademseeigel

Dynamitfischen:  Durch diese Technik, die heute immer noch praktiziert wird, werden in tropischen Meeren zahlreiche Korallenriffe zerstört.

Walfang: Durch die massive Jagd auf große Bartenwale befinden sich inzwischen zwei Arten unmittelbar vor dem Aussterben: Der Blauwal (Balaenoptera musculus) und der Nordkaper (Eubalaena glacialis). Es wird in naher Zukunft vermutlich keine Rettung mehr für diese Tiere geben.

 

  


www.ocean-la-gomera.com- Meeresbiologische Exkursionen in Valle Gran Rey, La Gomera (Kanarische Inseln)

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Sichtungsdaten und Verhalten der Cetaceae (Wale & Delfine), Monitoring (marine Wirbellose, Fische), Foto-Dokumentation