Übersichtsartikel:      Die Jagd auf den Oktopus
Der gemeine Krake (Octopus vulgaris) ist einer der besten Verwandlungskünstler im Tierreich. Da er mit Ausnahme seines Papageienschnabels und der beiden Linsenaugen keine Hartteile besitzt, kann er seinen Körper beliebig verformen und durch die engsten Spalte schlüpfen. Er ist weltweit verbreitet und in sämtlichen Küstenhabitaten - ob Hart- oder Weichböden - in einer Tiefe von 0 - 200 m zuhause. Ausgewachsene Männchen erreichen leicht eine Armspannweite von mehreren Metern und ein Gewicht von über 5 kg (angeblich sogar bis 25 kg), sie können mit ihren saugnapfbewehrten Armen etwa das Zehnfache ihres Eigengewichts ziehen.

Als Räuber ernähren sich die Kraken von Schnecken, Muscheln, Krebsen, Borstenwürmern und Fischen. Sie sind primär nachtaktiv und leben tagsüber in Höhlen, Felsspalten, selbstgebauten Burgen oder in Kulturabfällen wie Flaschen und Tonkrüge versteckt.

Für die Fischereiwirtschaft hat der Oktopus eine enorme Bedeutung, bekommt man ihn doch vielerorts in Form von Tapas oder als leckeren Salat zubereitet. So gilt es im Mittelmeer-Raum (vor allem in Italien) als eine sportliche Betätigung, die Tiere unter Wasser in Schnorchelausrüstung zu harpunieren.
 
 
Gemeine Krake, gewöhnlicher Oktopus (Octopus vulgaris)
 
Gemeine Krake, gewöhnlicher Oktopus (Octopus vulgaris)
Der gemeine Krake (Octopus vulgaris) ändert seine Hautfarbe in Sekundenbruchteilen
Auf La Gomera ist diese Praxis mittlerweile zu Recht verboten. Den einheimischen Fischern im Tal Valle Gran Rey kommt es jedoch zugute, dass die Kraken regelmäßig das flache Felswatt am Charco del Conde aufsuchen. Wenn man die Verstecke gut kennt, kann man sie dort praktisch zu Fuß mit einer langen Stange aus ihren Tages-Unterschlüpfen herausziehen. Ob man den Charco del Conde nun als eine Kinderstube für Kraken ansehen darf oder nicht, Tatsache ist, dass dort sämtliche (und fast nur) Jungtiere in der Größenordnung bis schätzungsweise 1 kg herausgefischt werden. Als Konsequenz wird die Begegnung mit einem ausgewachsenen Tier an den umliegenden Felsküsten zu einem sehr seltenen Ereignis.

 
Gemeine Krake, gewöhnlicher Oktopus (Octopus vulgaris), am "Baby-Beach"
 
Gemeine Krake, gewöhnlicher Oktopus (Octopus vulgaris)
 
Malzeit in der Cofradia del Pescadores

Bild oben:  Der Krake gleitet auf seiner Beutesuche im Felswatt durch sehr flaches Wasser.

Mitte: An dem Spieß des Fischers hängen bereits mehrere erlegte Kraken übereinander

Unten: In fast jedem Lokal zu haben ...

  Nun gehört Octopus vulgaris keineswegs zu den gefährdeten Arten - im Gegenteil: Nach dem Motto live fast, die young verbreiten sich die Tiere extrem schnell, ein vollständiger Lebenszyklus dauert nur 2-3 Jahre. Allerdings erfüllt der Oktopus als Top-Jäger eine wichtige Funktion zur Aufrechterhaltung des ökologischen Gleichgewichts. Ob er auch Seeigel frisst, wie ein kleiner Junge auf einer Felswattwanderung meinte, wäre noch zu prüfen, entsprechende Literaturangaben fehlen. Seine Hauptnahrung stellen auf jeden Fall Krebse dar. Vermindert sich nun der Jagddruck auf die Krebse, kann man davon ausgehen, dass der Druck auf die Nachwuchsformen zahlreicher anderer mariner Arten zunimmt, da sich viele Krebsarten räuberisch ernähren.

Sieht man von den unabschätzbaren Folgen auf weitere Bestände einmal ab, ist die Jagd auf den Oktopus vor allem für Naturfreunde ein großes Ärgernis. Nicht nur, dass die Begegnungen mit diesem faszinierenden Tier allgemein seltener werden - der Fischer trifft auch eine unglückliche Auslese: Die neugierigen Kraken, die dem Beobachter sogar am helllichten Tage auf die ausgestreckte Hand kriechen (wie bisher ein einziges Mal auf einer meiner Felswattwanderungen geschehen), werden quasi weggezüchtet. Übrig zur weiteren Vermehrung bleiben diejenigen, die besonders gut versteckt und scheu sind.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

  


www.ocean-la-gomera.com- Meeresbiologische Exkursionen in Valle Gran Rey, La Gomera (Kanarische Inseln)

Sanfte Walbeobachtung (soft Whalewatching) -  Felswatt-Exkursion -  Schnorcheln -  Unterwasserfotografie

Sichtungsdaten und Verhalten der Cetaceae (Wale & Delfine), Monitoring (marine Wirbellose, Fische), Foto-Dokumentation