Seegräser sind die
einzigen Blütenpflanzen, die auf dem Meeresgrund wachsen. Mehr noch: Im
Gegensatz zu mehrzelligen Algen sind sie dazu in der Lage, sich auf
losen Sandböden zu verankern und diesen zu stabilisieren. Sie gedeihen
in lichtdurchfluteten Zonen und sind der Grundstock für eine arten- und
individuenreiche Lebensgemeinschaft, wo der Grund sonst einer Wüste
glich. Die relativ langen, breiten Blätter bilden insgesamt eine riesige
Fläche für sessile und halbsessile Lebensformen, wovon die meisten
Nahrungsfiltrierer sind. Durch das Blattwerk wird der
Sedimentationsprozess reguliert und somit die Nahrungszufuhr der
Filtrierer. Am Boden baut sich eine dicke Sedimentschicht, angereichert
aus abgestorbenem Material auf, wovon sich vornehmlich Seegurken (Holothuria
arguinensis) ernähren. Seeigel (z. B. Paracentrotus lividus) raspeln
direkt an den lebenden Blättern.
Seegraswiesen vermehren sich in erster Linie vegetativ über Rhizome,
aber auch durch Pollen, die durch Strömungen verfrachtet werden (submerse
Bestäubung). Etablierte Seegraswiesen verhalten sich sehr konservativ.
Ihr Standort und ihre Ausdehnung bleiben über Jahrzehnte annähernd
gleich. Damit reagieren sie auf rasch ändernde Umweltbedingungen
besonders sensibel. Bereits die Verlagerung der vorherrschenden
Strömung, etwa durch den Bau von neuen Hafenmolen, kann ihre Existenz
ernsthaft gefährden.
Ökologisch gelten Seegraswiesen als die "Kinderstube" schlechthin: Für
kleinere Fische bieten die von Wirbellosen besiedelten Blätter
ausgesprochen günstige Ernährungs- und Versteckmöglichkeiten. Viele
Arten, darunter Streifenbrassen, Lippfische, Papageifische laichen
bevorzugt in Seegraswiesen ab. In kanarischen Gewässern ist die Art
Cymodocea nodosa von Lanzarote bis vor Teneriffa einigermassen
verbreitet. Vor den westlichen Inseln (La Gomera, La Palma, El Hierro)
kommen Seegraswiesen kaum vor.
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Nahrungsgemeinschaft im
Seegras: Meerbarbe Mullus surmuletus (links unten),
Meerjunker Coris julis (oben), Zweibindenbrasse Diplodus
vulgaris (re) |
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Die abgestorbenen
Seegrasblätter sind Nahrung für Herbivore und Detritivore.
(Bildmitte: Sandtaucher, Schermesserfisch Xyrichtys novacula) |
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