| Weiche Sandböden 
        sind in ständiger Bewegung. Durch Strömung und Wellen findet eine 
        andauernd Umschichtung statt, sodass Meeresalgen keinen Halt finden um 
        dort zu gedeihen. Der Sandgrund gleicht einer Unterwasserwüste - 
        zumindest für den ersten Augenblick: Die Räume zwischen den Sandkörnern (Interstitium) bilden ein 
        labyrinthartiges System, in dem sich zahlreiche Einzeller (Kieselalgen, 
        Wimpertierchen), sowie zwergenhafte Vertreter aus fast jedem Tierstamm 
        (einschließlich Urochordata) tummeln. Doch nicht alle Bewohner des 
        Sandgrunds sind klein - sie sind lediglich schwer zu entdecken, da sie 
        entweder eingegraben oder vorzüglich getarnt sind. Eidechsenfische (Synodus 
        synodus) schauen nur noch mit den Augen heraus, wenn sie ihrer Beute 
        aufzulauern. Andere Arten verfügen über elegante Fluchtmanöver: Der 
        Schermesserfisch (Xyrichthys novacula) kann, wenn er gestört wird, 
        kopfüber in den Sand eintauchen. Mit seinem seinem sehr schmalen Körper 
        "schwimmt" er förmlich durch den Sand weiter, sodass er an anderer 
        Stelle wieder herauskommt und seine Verfolger abgeschüttelt hat.
 
 Nachtaktive Arten wie der Schmetterlingsrochen (Gymnura altavela) graben 
        sich ein, um den Tag über ungestört zu ruhen. Hierzu legen sich die 
        Rochen auf den Grund und wirbeln durch Auf- und Abbewegen Sand über 
        ihren Körper, bis nur noch die Augen und die Kiemenöffnungen freiliegen. 
        Auch die Schwimmkrabbe (Portunus hastatus) und die Schamkrabbe (Cryptosoma 
        cristatum) verbringen die meiste Zeit des Tages im Sand. Schamkrabben 
        besitzen hierzu sehr große schaufelartige Scheren, mit denen sie auch 
        ihre Beute aufstöbern. Zylinderrosen (Isarachnanthus maderensis) sitzen 
        tagsüber in selbst gebauten Röhren und entfalten sich erst nach 
        Sonnenuntergang, um Plankton einzufangen.
 
 Weitere Arten, wie der Weitaugen-Butt (Bothus podas) sind so gut 
        getarnt, dass sie völlig unerkannt auf dem Grund liegen bleiben können. 
        Ihre Hautmusterung passt sich in Minuten der Umgebung an, der 
        Körperumriss löst sich durch die fransigen Flossensäume auf und dank des 
        flachen Körperbaus entfällt der verräterische Schattenwurf. Die 
        Tarnungstechnik der Tintenfische (z. B. Sepia officinales) geht sogar 
        noch um einiges weiter: Nur in Sekundenbruchteilen verändern sich 
        Hautmusterung, Hautoberfläche und Körperform. Die Tiere mimen einen 
        leblosen Stein, eine entrissene, von den Wellen hin- und herbewegte Alge 
        oder sogar ihre eigene Tintenwolke.
 
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            | Eingegraben ist der 
            Eidechsenfisch (Synodus synodus) von seiner Beute kaum zu 
            erkennen |  
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            | Der Schermesserfisch (Xyrichthys 
            novacula) taucht bei Gefahr kopfüber in den Sand ein. Ohnehin 
            ist er durch seine blasse Färbung leicht zu übersehen. |  
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            | Mit ihren 
            schaufelartigen Scheren kann sich die Scham-krabbe (Cryptosoma 
            cristatum) blitzschnell verbuddeln |  
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            | Der gemeine Tintenfisch 
            (Sepia officinales) tarnt sich als algenbewachsener Stein |  |