Pelagial, ozeanisch
 
Hochsee
Atlantischer Fleckendelfin (Stenella frontalis)
Atlantische Fleckendelfine (Stenella frontalis) bilden ein Karussell um ihre Beute
 

Im Lebensraum Hochsee fehlen jegliche räumlichen Fixpunkte. Es gibt weder Versteck- noch Unterschlupfmöglich- keiten. Daraus resultiert die hohe Dynamik der dort lebenden Gemeinschaft. Fische, Kalmare und Meeressäuger besitzen einen hydrodynamischen, torpedoförmigen Körper, der schnelles Schwimmen ermöglicht. Für viele Arten ist das Leben in Schulen obligatorisch. Bei Delfinen können die Verbände hunderte von Mitgliedern, bei einigen Hochseefischen sogar mehrere Millionen umfassen.

 

Fischschulen setzen sich grundsätzlich aus gleichen Altersklassen zusammen. Jedoch gibt es weder eine soziale Rangordnung, noch einen Anführer. Um so erstaunlicher ist die hohe Synchronität, mit der sich ein ganzer Schwarm bewegt und vor den Augen eines Angreifers zentrifugal auseinanderbricht. Durch diese Taktik gerät der Jäger in Entscheidungsnot und sticht ins Leere.

Im Schwarm: Makrelen (Scomber colias), unter Angriff von Bonitos, gestreifte Thunfische (Katsuwonus pelamis)
Außerdem beteiligen sich Bonitos (Katsuwonus pelamis) an der gemeinsamen Jagd (außerhalb des Schwarms zu sehen). Unter ihrem Angriff bilden die Makrelen eine äußerst dichte Formation.
 
Mittelmeer-Makrele (Scomber colias)
Die Makrelen (Scomber colias) ziehen in riesigen Schwärmen
Brydewal (Balaenoptera edeni / Balaenoptera brydei)
Auf seiner Jagd nach Makrelen wird der Brydewal (Balaenoptera edeni / brydei) von Sturmtauchern begleitet.
Gelbschnabel-Sturmtaucher, Sepiasturmtaucher (Calonectris diomedea)
Die Gelbschnabel-Sturmtaucher (Calonectris diomedea) sehen durch das klare Wasser, wo sich der untergetauchte Wal und die zusammengetriebene Beute befindet.

Der Fliegende Fisch (Cheilopogon heterurus) entkommt seinen Verfolgern auf äußerst elegante Weise:

Mit schnellen Schlägen der Schwanzflosse nimmt er Anlauf und gleitet dann bis zu 50 Meter weit über das Wasser.

Fliegender Fisch (Cheilopogon heterurus) Fliegender Fisch (Cheilopogon heterurus)
     

Anders als bei den Fischen, gründen die Schulen der Zahnwale auf sozialen Bindungen und es besteht eine Hierarchie. Hieraus ergeben sich vielerlei Vorteile auf gemeinsamer Jagd, der Abwehr von Angreifern (z. B. Haie), sowie der Fortpflanzung und Aufzucht von Jungtieren. Die Sozialverbände sind in der Regel sehr offen, sodass ein reger genetischer Austausch besteht. Bei erwachsenen großen Tümmlern trennen sich die Geschlechter sogar in voneinander unabhängige Verbände auf.

Männliche Großtümmler jagen unter sich in kleineren Gruppen (5 - 20 Tiere), wobei sich einer der Mitglieder als Treiber betätigt und die Beute den anderen Gruppenmitgliedern entgegen hetzt. Gelegentlich werden dabei beachtliche, meterhohe Sprünge vollführt, um die Beute durch die Turbulenz des Aufpralls in die gewünschte Richtung zu lenken.

Große Schulen der Fleckendelfine bilden ein riesiges "Karussell" um ihre Beute, um sie von allen Seiten zu bedrängen. Oft jagen sie gleichzeitig mit Thunfischen, die die Beute gegen die Wasseroberfläche treiben.  Mitunter bilden sich große Jagdgemeinschaften, an denen auch mehrere Bartenwale (v. a. Brydewale) beteiligt sind. Zudem werden die Jäger von großen Schwärmen aufgeregter Sturmtaucher begleitet, die stets bemüht sind, ihnen die Beute abzugreifen.

Die verfügbare Nahrung richtet sich auf Hochsee vor allem nach den vorherrschenden Strömungen und nach den Jahreszeiten. Die gesamte Primärproduktion obliegt einzelligen Algen und zwar größtenteils Kieselalgen (Diatomeen). In marinen Auftriebsgebieten, wo kaltes nährstoffhaltiges Grundwasser emporsteigt, bilden Kieselalgen langen Ketten. Diese sind groß genug, um direkt von kleinen Fischen (z. B. Sardellen) konsumiert zu werden. In weniger nährstoffreichen Gewässern folgt auf die Primärproduzenten eine mehrstufige Nahrungskette im Plankton, an der Ruderfußkrebse (Copepoda) als Primärkonsumenten wesentlich beteiligt sind. Die ersten Fische folgen erst an vierter Stelle der Nahrungskette (Tertiärkonsumenten).

Viele Hochseearten unternehmen entsprechend der jahreszeitlich verfügbaren Nahrung ausgedehnte Wanderungen, die oft auch im Zusammenhang mit der Fortpflanzung stehen. Die meisten Bartenwale halten sich während des Sommers in polaren Breitengraden auf, um von dem reichhaltigen Angebot an Krill-Krebsen zu profitieren. Den Winter verbringen sie regelmäßig in nährstoffarmen tropischen Gewässern, um sich zu paaren und (im folgenden Jahr) Kälber zu gebären. Beachtliche Wanderstrecken legt auch die unechte Karettschildkröte (Caretta caretta) zurück. Schildkröten, die an der Küste Floridas geschlüpft sind, folgen dem Golfstrom und ziehen nach einer Entwicklungsphase im Sargassomeer weiter, an der westafrikanischen (und kanarischen) Küste vorbei. Zur Eiablage gelangen sie mit dem Nord-Äquartorialstrom wieder in ihr Brutgebiet zurück.

 
Atlantischer Fleckendelfin (Stenella frontalis)
Das Leben in Schulen und sozialen Verbänden bringt Vorteile bei der Fortpflanzung. Hier: Atlantische Flecken- delfine (Stenella frontalis) bei der Paarungsvorbereitung
Einzellige Kieselalge (Diatomea)   Ruderfußkrebs (Copepoda)
Einzelliges Wimpertierchen (Ciliat)   Larve von Stachelhäuter?
Floßschnecke (Heteropoda)   Fischeier (Ichthyoplankton)

Auf Hochsee bildet das Plankton direkt oder indirekt die Nahrungsgrundlage aller größeren Arten. In Bildreihenfolge links oben nach rechs unten:

Kieselalge (Diatomea), Ruderfußkrebs (Copepoda),

Wimpertierchen (Ciliat), Stachelhäuterlarve ?,

Floßschnecke (Heteropoda), Fischeier (Ichthyoplankton)

Portugiesische Galeere (Physalia physalis)
Portugiesische Galeere (Physalia physalis)

Große Staatsquallen wie die portugiesische Galeere (Physalia physalis) sind aus zahlreichen Einzelindividuen zusammengesetzt. Mithilfe der gasgefüllten Blase und des beweglichen Segels treibt die Kolonie an der Oberfläche und ist sogar dazu in der Lage, gegen den Wind aufzukreuzen.

(Im Foto: Fang einer Goldmeeräsche Liza aurata)

 
Unechte Karettschildkröte (Caretta caretta) mit Pilotmakrelen (Naucrates ductor)  
 
Ozean-Drückerfisch (Canthidermis sufflamen)

Pilotmakrelen (Naucrates ductor) reisen bei der unechten Karettschildkröte (Caretta caretta) per Anhalter mit. Sie profitieren von dem Schutz in unmittelbarer Nähe des gepanzerten Tieres, sowie von nahrhaften Parasiten die

in dessen Hautfalten stecken.

  Diese Ozean-Drückerfische (Canthidermis sufflamen) sind in einer kleinen Schule unterwegs.
 

  


www.ocean-la-gomera.com- Meeresbiologische Exkursionen in Valle Gran Rey, La Gomera (Kanarische Inseln)

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Sichtungsdaten und Verhalten der Cetaceae (Wale & Delfine), Monitoring (marine Wirbellose, Fische), Foto-Dokumentation