Kennzeichen:

Indische Grindwale sind nahe Verwandte des Schwertwals (Orcinus orca) mit einem unverkennbar kugelförmigen Kopf. Ebenso unverwechselbar ist die Rückenflosse (Finne), die v. a. bei älteren Bullen sehr breit ist. Die Tiere sind am ganzen Körper dunkelgrau und erscheinen gegen die Sonne pechschwarz und hochglänzend.

 

Biologie & Ökologie:

Indische Grindwale leben in festen Sozialverbänden (Schulen) von 10 bis 30 Tieren, die - fast einzigartig unter den Cetaceen - ein Leben lang zusammen-bleiben. Da sie auf den Fang von Tiefsee-Tintenfischen spezialisiert sind, leben sie grundsätzlich in tieferen Gewässern. Unter allen tieftauchenden Walen erreichen sie unvergleichbare Geschwindigkeiten. Mit  2 Metern pro Sekunde tauchen sie auf eine durchschnittliche Tiefe von 700 m, dann beginnen sie unter Einsatz ihres Biosonars mit einer temporeichen Jagd, mit bis zu 45 km/h. Die Tauchgänge dauern in der Regel kaum länger als 15 Minuten - das ist im Vergleich zu Pottwalen oder Schnabelwalen sehr kurz.

 

Da Tiefseekalmare nachts in geringere Tiefen von etwa 300 m aufsteigen und somit einfacher zu erbeuten sind, sind die indischen Grindwale überwiegend nachtaktiv. Den Tag verbringen die Wale mit ausgedehnten Ruhephasen: Grüppchenweise dicht zusammen, die Köpfe in eine einheitliche Richtung ausgelegt, lassen sich die Tiere an der Wasseroberfläche treiben wie Bojen - dies prägt sich dem Walbeobachter ein zu einem unverkennbares Bild!

 

 

Besonderheiten:

Aufgrund ihrer lebenslangen Bindung verfügen indische Grindwale über ein großes Repertoire sozialer und interaktiver Verhaltensmuster. Sie kennen sowohl Akte der Fürsorge als auch der Maßregelung gegenüber schwächeren Gruppenmitgliedern. Während ein Teil der Gruppe jagt, verbleiben stets einige Erwachsene an der Oberfläche, um die Jungtiere zu schützen.

In der Regel besitzt jede Schule einen Leitbullen (daher der Trivialname Pilotwal), der maßgeblich für die Sicherheit der Schule verantwortlich ist. Bei der Annäherung von Booten übernimmt dieser gerne eine führende Rolle und aggressive Verhaltensmuster sind nicht selten, wenn er sich durch die An-wesenheit des Menschen gestört fühlt. Es wurde in mehreren Situationen beobachtet, wie ein Leitbulle durch spektakuläre Verhaltensweisen auf sich aufmerksam machte und Whalewatching-Boote gezielt von der Schule wegführte.

 

Vor Teneriffa besteht ein weltweit einzigartiger Bestand von ca. 500 indischen Grindwalen, die sich dort ganzjährig aufhalten. Die Hauptpaarungszeit findet von August bis September statt. Zu diesem Anlass treffen lokal mehrere Verbände zusammen und durch Partner-Austausch wird gewährleistet, dass kein männliches Tier Nachkommen in seinem eigenen Verband zeugt.

 

   
  Pilotwal, Indischer Grindwal  (Globicephala macrorhynchus)
  Pilotwal (Globicephala macrorhynchus): Auffälliger Blas beim Auftauchen
  Pilotwal, Indischer Grindwal  (Globicephala macrorhynchus)
  Beim neugeborenen Pilotwal-Kalb ist der Schnabel noch deutlich abgesetzt
  Pilotwal, Indischer Grindwal  (Globicephala macrorhynchus)
  Die Mutter wacht über ihr Kalb
  Pilotwal, Indischer Grindwal  (Globicephala macrorhynchus)
  Eine Schule ruhender Pilotwale
 

Bedrohung durch den Menschen:

Eine Hauptgefahr für Grindwale lauert im Flachwasser. In dem für sie ungewohnten Lebensraum verlieren sie ihre Orientierung und die Folge davon sind Massenstrandungen. Vor den Färöer-Inseln macht man sich diese Eigenart zunutze, um Jahr für Jahr eine grausame Treibjagd auf den gewöhnlichen Grindwal (Globicephala melas) zu veranstalten. Dabei wird zunächst das Leittier von Booten aus verletzt und in Panik versetzt, um dann die gesamte Schule in eine flache Bucht zu treiben. Ähnliche Techniken werden auf in Japan beim indischen Grindwal angewandt.

 

Vor den Kanarischen Inseln (v. a. Teneriffa) stellen sowohl die Schnellfähren als auch die rücksichtlose kommerzielle Walbeob-achtung eine ernstzunehmende Gefahr für die Bestände dar.

   
Pilotwal, Indischer Grindwal  (Globicephala macrorhynchus)
Walbeobachtung vor La Gomera (Segelboot "Triana")

***  Alle Fotos sind von Whalewatching-Touren vor La Gomera (Kanaren)

--> Sanfte Walbeobachtung auf der "Bello Horizonte", Chinea Morales

  


www.ocean-la-gomera.com- Meeresbiologische Exkursionen in Valle Gran Rey, La Gomera (Kanarische Inseln)

Sanfte Walbeobachtung (soft Whalewatching) -  Felswatt-Exkursion -  Schnorcheln -  Unterwasserfotografie

Sichtungsdaten und Verhalten der Cetaceae (Wale & Delfine), Monitoring (marine Wirbellose, Fische), Foto-Dokumentation