Kennzeichen:

Die unechte Karettschildkröte Caretta caretta ist die häufig-ste Meeresschildkröte in kanarischen Gewässern. Die meisten Tiere sind 40 - 70 cm lang. Der Rückenpanzer ist orangebraun, mit rötlichen Tönungen und weist 5 Paar Rippenschilde auf (die echte Karettschildkröte Eretmochelys imbricata trägt nur 4 Paar Rippen-schilde)

 

 

 

 

Biologie & Ökologie:

Auf den Kanarischen Inseln gibt es für Meeresschildkröten keine Brutstätten.  Die meisten unechten Karettschildkröten kommen aus Florida und kehren zur eigenen Fortpflanzung dorthin zurück.

 
 
Unechte Karettschildkröte  (Caretta caretta)
Caretta caretta
   

Zur Eiablage höhlt das Weibchen oberhalb der Hochwasserlinie am Sand-strand eine Nistgrube  aus. Im Schnitt kommen pro Gelege etwa 100 kugel-runde Eier. Der gesamte Vorgang dauert etwa 1 - 2 Stunden.

Nach knapp zwei Monaten, in der Regel bei Nacht, schlüpfen die jungen Schildkröten. Sie sind 3 - 5 cm lang und wiegen 18-20 g. Sie wenden sich sofort zum Meer und schwimmen während der ersten 35 Stunden unermüdlich, um das Küstengewässer schnell hinter sich zu lassen.

Mit dem warmen Golfstrom, der an Florida vorbeizieht, gelangen die jungen Schildkröten in eine riesige Kreiselströmung, das Sargassomeer. Hier treiben auf ca. 4 Mio. km2 Fläche schätzungsweise 10 Mio. Tonnen der Blasentange Sargassum natans und S. fluitans. Für die jungen unechten Karettschildkröten eine ideale Kinderstube. Erst nach 10 - 15 Jahren, wenn sie wesentlich größer sind,  ziehen sie mit dem Golfstrom weiter.

 

Die Ernährung der unechten Karettschildkröte variiert mit dem Alter stark. Mit  ihrem kräftigen Kiefer kann sie Schalen- und Krustentiere knacken, sie frisst aber auch Fische und Quallen.

 

Besonderheiten:

Meeresschildkröten besitzen kein Geschlechtschromosom. Ihr Geschlecht wird durch die Temperatur während der Brutzeit bestimmt. Hohe Tempera-turen ergeben Weibchen, bei niedrigen Temperaturen wird das Geschlecht männlich. Männliche Schildkröten besitzen einen deutlich größeren Schwanz, der weit über die Hinterkante des Panzers hinausragt.

 

Nach einer Paarung bewahrt das Weibchen die Samen in speziellen Behältern in den Eileitern auf - die eigentliche Befruchtung kann daher Jahre nach der Begattung stattfinden´.

 

Der Panzer der Schildkröten wird von zahlreichen Algen und festsitzenden Wirbellosen, v. a. von Entenmuscheln bewohnt. In den Hautfalten der Hinter-flossen sowie am Schwanz verbirgt sich häufig die Kolumbus-Krabbe Planes minutes. Zuweilen betätigen sich Seemöwen als willkommene Helfer, um die aufgetauchte Schildkröte von den ungebetenen Gästen zu befreien. Auch die Pilotmakrele (Naucrates ductor, siehe großes Foto) bietet einen nützlichen Putzerservice und genießt ihrerseits den Schutz vor größeren Raubfischen.

 

Ein kleinerer Teil der unechten Karettschildkröten in kanarischen Gewässern stammt von den Kapverden. Diese treffen v. a. in der Wintersaison ein. Ob ebenfalls Tiere aus dem Mittelmeer vor den Kanaren eintreffen, ist bis heute ungeklärt.

 

Bedrohung durch den Menschen:

Der sensibelste Lebensabschnitt der Meeresschildkröten ist die Brutzeit. Ein Großteil der Gelege fällt Bruträubern zum Opfer und ebenso werden die meisten frisch geschlüpften Schildkröten von Vögeln oder Fischen erbeutet. Die Erfolgsquote liegt etwa bei 1 - 2 Schildkröten pro 1000 Eier, welche das fortpflanzungsfähige Alter erreichen.

In dieser kritischen Phase macht sich der menschliche Eingriff besonders bemerkbar: Durch Küstenbebauung werden Brutplätze zerstört oder wichtige Laichgebiete werde als touristische Badestrände erschlossen. Geschlüpfte Schildkröten werden nachts durch die Strandbeleuchtung irritiert und finden das Meer nicht. Auch heute noch wird im Mittelmeerraum illegal unter den Ladentheken mit Schildkröteneiern als Delikatesse gehandelt.

 

Die größten Feinde für erwachsene Schildkröten stellen die Fischereiwirt-schaft sowie die zunehmende Vermüllung der Ozeane dar. Einige Zehntau-send ertrinken jährlich in Treib- und Stellnetzen. Tausende sterben alleine im Mittelmeer durch Verschlucken von Angelhaken. In kanarischen Gewässern stellen treibende Plastik- und Nylonartikel die größte Gefahr dar.  Da die Tiere gewohnt sind, passiv an der Oberfläche zu treiben, geraten sie unweigerlich in Strömungen, die von Treibmüll angereichert sind. Plastiktüten werden für Quallen gehalten und verschluckt, oder die Tiere verfangen sich mit ihren Extremitäten, sodass sie nicht mehr abtauchen können und einen qualvollen langsamen Tod erleiden.

 

   
  Unechte Karettschildkröte  (Caretta caretta)
  Hautfalten und Panzer der Schildkröte beherbergen eine Kolonie von Entenmuscheln
  Columbuskrabbe (Planes minutes)
  Die Kolumbus-Krabbe setzt sich am Schwanz fest. Sie ist selbst von Entenmuscheln bewachsen.
  Folgen der Ozean-Vermüllung
  Treibender Abfall bedeutet in kanarischen Gewäs-sern die größte Gefährdung der Schildkröten
  Folgen der Ozean-Vermüllung
  Nylonsäcke und Netze führen zu tiefen Einschnü-rungen - oft bleibt keine Alternative zur Amputation
  Unechte Karettschildkröte  (Caretta caretta)
 

Caretta caretta - Unterwasserfotografie

(Alle Bilder vor La Gomera auf Walbeobachtungs-Ausfahrten --> Whalewatching "Bello Horizonte")

 

  


www.ocean-la-gomera.com- Meeresbiologische Exkursionen in Valle Gran Rey, La Gomera (Kanarische Inseln)

Sanfte Walbeobachtung (soft Whalewatching) -  Felswatt-Exkursion -  Schnorcheln -  Unterwasserfotografie

Sichtungsdaten und Verhalten der Cetaceae (Wale & Delfine), Monitoring (marine Wirbellose, Fische), Foto-Dokumentation